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Die Backwarenbranche steht weiter unter Druck: Insgesamt sank laut der Fachzeitschrift Back.Business die Anzahl der Bäckerei-Standorte der Top-1.000-Backwarenfilialisten in Deutschland im Jahr 2025 auf 25.532 – das entspricht einem Minus von 530 Filialen gegenüber 2024, rund zwei Prozent weniger. Besonders betroffen sind kleinere Betriebe.
Großfilialisten trotzen dem Branchentrend
Doch bei den führenden Unternehmen zeigt sich ein anderes Bild: Die Top-Filialisten bauten ihr Netz bis auf wenige Ausnahmen weiter aus. Die ersten 10 Plätze im Ranking bleiben dabei unverändert besetzt. Die Eigentümerstrukturen der Großfilialisten sind recht unterschiedlich: Einige große Filialbäckereien befinden sich in Familienbesitz, andere sind Teil von LEH-Unternehmen und wieder andere gehören zu internationalen Lebensmittel- bzw. Gastronomiekonzernen.
Edeka dominiert weiterhin das Ranking
Das Ranking der größten Backwarenfilialisten wird auch 2025 von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka dominiert. Vier der zehn größten Backwarenfilialisten sind Teil der Edeka-Regionalgesellschaften. Die Regionalgesellschaft Edeka Minden-Hannover belegt mit ihrer genossenschaftseigenen Großbäckerei Schäfer's Brot- und Kuchenspezialitäten erneut den ersten Platz.
- Platz 1: Edeka Minden-Hannover (Schäfer's Brot- und Kuchenspezialitäten)
Schäfer's hält sich stabil an der Spitze. Das Traditionsunternehmen, das seit Mitte der 1970er-Jahre zu Edeka Minden-Hannover gehört, betreibt Backwaren-Bedientheken und SB-Marktbäckereien in Edeka-Märkten sowie eigenständige Schäfer's- und „Daniels by Schäfer’s“-Fachgeschäfte. Die Produktions- und Logistikstandorte des Unternehmens befinden sich in Berlin, Lehrte, Osterweddingen und Teutschenthal. Die 760 Schäfer's-Geschäfte werden zum Teil durch selbstständige Partner betrieben.
- Platz 5: Edeka Nord (Bäckerei/Konditorei H. von Allwörden)
Ein Plus von 59 Filialen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet die H. von Allwörden GmbH, die seit 2022 vollständig im Besitz der Edeka Handelsgesellschaft Nord mbH ist. Das Verkaufsnetz umfasst insgesamt 508 Filialen.
- Platz 8: Edeka Südbayern (Backstube Wünsche)
Die 100-prozentige Tochter der Edeka Südbayern Handels Stiftung & Co. KG wächst gegenüber 2024 um fünf auf 310 Filialen. Die 1968 gegründete Backstube Wünsche erwirtschaftete im Jahr 2023 rund 142 Millionen Euro Umsatz.
- Platz 10: Edeka Südwest (vorm. K & U Bäckerei)
Stabil mit 251 Filialen schließt die Edeka Handelsgesellschaft Südwest die Top 10 ab. Damit sind vier der zehn größten Backwarenfilialisten Teil der Edeka-Regionalgesellschaften.
Internationale Konzerne: Subway, Valora und Group Le Duff
Drei der Top-10-Backwarenfilialisten gehören zu internationalen Lebensmittel- bzw. Gastronomiekonzernen und verfolgen eigene Strategien zur Modernisierung und Expansion.
- Platz 2: Subway International
Die US-amerikanische Sandwich-Kette zählt acht Standorte weniger als im Vorjahr, bleibt aber auf Platz 2 mit insgesamt 681 Verkaufsstellen. Subway treibt 2025 die Modernisierung des Filialnetzes mit dem „Fresh Forward 2.0“-Konzept voran, das helle Farben, Holzoptik und digitale Bestellsysteme umfasst. Rund 25 neue Standorte wurden 2025 bereits eröffnet, gleichzeitig sind Modernisierungen für etwa 40 bestehende Restaurants geplant.
- Platz 3: Valora Food Service Deutschland
Valora legt kräftig zu und steigert seine Präsenz gegenüber 2024 um 42 Filialen. Zur Gruppe gehören u. a. die Marken Ditsch und Backwerk (inkl. Back-Factory) mit insgesamt 547 Verkaufsstellen. Die Brezelbäckerei Ditsch verzeichnet im ersten Halbjahr 2025 im deutschen Markt ein sehr gutes Ergebnis. Im November 2025 wagte Ditsch mit „Good Bite by Ditsch“ am Hauptbahnhof Hannover den Schritt in ein neues Snacksegment: Pretzel Bites – mundgerechte Laugenstücke mit süßen und herzhaften Toppings, die den Trend zu flexiblen, tageszeitunabhängigen Mahlzeiten aufgreifen. Die Valora Gruppe mit Firmensitz in Muttenz in der Schweiz ist die europäische Retaileinheit von Fomento Económico Mexicano, S.A.B. de C.V. (FEMSA).
- Platz 6: Kamps
Kamps legt 2025 um 17 auf 360 Filialen zu. Die Kamps-Filialen erreichten 2024 laut Foodservice einen Durchschnittsumsatz von 388.000 Euro pro Betrieb. Die zur französischen Group Le Duff gehörende Kette plant 2025 einen weiteren „Kamps my Deli“-Standort am Hauptbahnhof Köln und 2026 zwei weitere am Flughafen BER. Deren Auswahl umfasst ausschließlich vegetarische und vegane Backwaren und Snacks. Seit 1. Juli 2025 übernimmt Katharina Keil die operative Geschäftsführung der Kamps GmbH und plant die Einführung eines modernen, kundenorientierten Ladenbau-Konzepts mit Fokus auf Digitalisierung. Im Testbetrieb befinden sich digitale Bestelllösungen und Preisschilder, eine Loyalty-App sowie KI-gestützte Prozessoptimierung.
Familienunternehmen und neue Eigentumsmodelle
Die verbleibenden drei Top-10-Plätze zeigen die Vielfalt der Eigentümerstrukturen: vom traditionellen Familienunternehmen über Finanzinvestoren bis hin zu innovativen Nachfolgemodellen.
- Platz 4: Meisterbäckerei Steinecke
Die norddeutsche Traditionsmarke, die 2025 ihr 80-jähriges Jubiläum feierte, wächst um 16 Filialen auf 518 Standorte. Steinecke setzt auf ein klassisches Filialkonzept mit bedienten Theken, erweitert durch einen modernen Snack- und Getränkebereich. Das Familienunternehmen sorgte mit einem besonderen Experiment für Aufsehen: Nach einer ersten bargeldlosen Filiale in Berlin (Juli 2024) folgten im Jahr 2025 weitere Standorte. Mit einem Kartenzahlungsanteil von über 60 Prozent testet Steinecke, wie die Akzeptanz bei der Kundschaft ist – ein mutiger Schritt in einer Branche, in der Bargeld traditionell eine große Rolle spielt.
- Platz 7: Panarium
Die Panarium Gruppe, ein Portfoliounternehmen von Auctus Capital Partners, wächst gegenüber dem Vorjahr um 4 Filialen auf 337 Verkaufsstellen. Der Verbund umfasst sechs führende regionale Bäckereiketten aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen: Behrens-Meyer (Garrel), Wellmann (Osnabrück), Essmann (Münster), Goeken (Bad Driburg), Lechtermann-Pollmeier (Bielefeld) und die Landbäckerei Sommer (Sauerland). Neu hinzugekommen ist die mehrheitliche Beteiligung an der traditionsreichen Handwerksbäckerei Schneider (Elsdorf) mit rund 140 Filialen in NRW. Die einzelnen Unternehmen bleiben innerhalb der Panarium-Gruppe eigenständig.
- Platz 9: Haus der Bäcker
Das 2019 gegründete „Haus der Bäcker“ verliert neun Filialen, bleibt aber ein wichtiger Player. Das Unternehmen wurde ins Leben gerufen, um Bäckereibetriebe zu übernehmen, die Schwierigkeiten haben, eine geeignete Nachfolge zu organisieren. Inzwischen gehören 289 Filialen mit ca. 3.200 Beschäftigten zur Gruppe, darunter Bäckerei Busch, Bäcker Trunk, Bäckerei Moss, Bäckerei Thiele, Bäckerei Apel, Bäckerei Werning, Badische Backstob' und Krome's Backstube.
Strategien für die Zukunft
Die Backwarenfilialisten setzen auf unterschiedliche Strategien: Digitalisierung (Kamps), innovative Konzepte (Ditsch mit „Good Bite“), Modernisierung (Subway mit „Fresh Forward 2.0“), bargeldlose Bezahlung (Steinecke) und regionale Verbünde mit Bewahrung der lokalen Identität (Panarium). Der Einfluss von Finanzinvestoren nimmt zu, ebenso wie die Bedeutung von LEH-Konzernen im Backwarengeschäft. Die Edeka-Dominanz mit vier der Top-10-Plätze unterstreicht die starke Position der Genossenschaft im deutschen Backwarenmarkt.
Das Ranking dokumentiert die größten Backwarenfilialisten in Deutschland inklusive Franchise- und Partnerkonzepten, aber ohne Wiederverkäufer. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitraum 31. Dezember 2024 bis 30. Juni 2025.
Quelle: Back.Business
Informationen zur Statistik
Erhebung
- Erhebung durch:Back.Business
- Erhebungszeitraum:2025
- Region:Deutschland
- Besondere Eigenschaften:Die Angaben beziehen sich auf den Zeitraum 31. Dezember 2024 bis 30. Juni 2025 und können aufgrund der schnellen Marktbewegung abweichen.
- Hinweis:Das Ranking dokumentiert die größten Backwarenfilialisten in Deutschland inklusive Franchise- und Partnerkonzepten, aber ohne Wiederverkäufer. Neben den als Einzelhandel betriebenen Läden und Backshops werden auch gastronomisch geprägte oder dominierte Outlets berücksichtigt, sofern Backwaren (pur oder veredelt) den Sortimentsschwerpunkt darstellen und der Standort über eine Take-away-Theke verfügt. Werden mehrere Filialketten unter unterschiedlichen Namen von demselben Betreiber geführt, werden die Standorte addiert. Genannt wird die oberste Besitzgesellschaft.
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