Inventurdifferenzen

Mit dem Ende der Corona-Einschränkungen im vergangenen Jahr haben sich die Handelsaktivitäten wieder normalisiert und die Menschen strömen zurück in die Innenstädte. Das bedeutet auch, dass wieder vermehrt Langfinger ihr Unwesen in den Einkaufsstraßen treiben. Entsprechend stiegen die Inventurdifferenzen und die darin enthaltenen Diebstähle laut der EHI-Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel im Jahr 2022 um 12 bzw. 15 Prozent., so die aktuellen Ergebnisse der EHI-Studie „Inventurdifferenzen im deutschen Handel 2023“. Durch Diebstahl und organisationsbedingte Verluste verlor der Handel im vergangenen Jahr rund 4,6 Milliarden Euro, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr (2021: 4,1 Milliarden Euro). 

Schaden durch Diebstahl

Hinter den hohen Zahlen steckt vor allem eins: Diebstahl. Von den 4,6 Milliarden Euro Inventurverlusten (branchengewichtete Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel) entstehen 3,73 Milliarden Euro durch Entwendung. Waren im Wert von 2,44 Milliarden Euro werden durch Kund:innen gestohlen, 920 Millionen werden von eigenen Mitarbeitenden entwendet und 370 Millionen Verlust gehen auf Diebstähle durch Lieferanten und Servicekräfte zurück. 870 Millionen Euro Schaden entstehen durch organisatorische Mängel, beispielsweise durch falsche Preisauszeichnung. Dem Staat entsteht mit dem Diebstahl ein volkswirtschaftlicher Schaden von 510 Millionen Euro im Jahr durch die Mehrwertsteuer-Ausfälle.

Sicherheit kostet

Um ihre Waren vor Langfingern zu schützen, gaben die Handelsunternehmen in Deutschland 2022 im Durchschnitt aller Branchen etwa 0,31 Prozent ihres Umsatzes aus. Darin enthalten sind Kosten für Artikelsicherungsmaßnahmen, Kameraüberwachung, Detektiveinsätze, Testkäufe und Schulungsmaßnahmen sowie sonstige Sicherheitsmaßnahmen, wie diebstahlhemmende Verkaufsträger oder Softwareanalysetools zur Datenauswertung. Insgesamt gibt der Einzelhandel demnach 1,45 Milliarden Euro zur Reduzierung von Inventurdifferenzen aus. Die gesamten Kosten für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung summieren sich damit auf jährlich rund 6 Milliarden Euro. Darin noch nicht enthalten sind die internen Personalkosten für alle Tätigkeiten, die aufgrund des Diebstahlrisikos anfallen, wie Anbringen und Deaktivieren/Entsichern von Warensicherungen, Bestandskontrollen, interne Schulungen, Datenauswertungen, Kameraüberwachung, Diebstahlsanzeigen usw.

Ladendiebstähle nehmen zu

2022 haben die angezeigten Ladendiebstähle laut polizei­licher Kriminalstatistik um 34,3 Prozent auf insgesamt 344.669  Fälle (Vorjahr 256.694) deutlich zugenommen. Zuwächse gibt es sowohl beim einfachen (34,6 Prozent) als auch beim schweren Ladendiebstahl (29,6 Prozent). Allerdings waren die Anzeigen in den Corona-Jahren stark rückläufig, sodass trotz des enormen Anstiegs erst wieder das Niveau von 2019 erreicht ist. Aufgrund der hohen Dunkelziffer bildet die Statistik jedoch nur einen minimalen Ausschnitt der Realität ab, rechnerisch bleiben jährlich 21,2 Mio. Ladendiebstähle unentdeckt.

Datenbasis

An der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2023”  beteiligten sich 102 Unternehmen bzw. Vertriebsschienen mit insgesamt 16.765 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von rund 84,1 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die durchschnittliche Verkaufsfläche der beteiligten Geschäfte beträgt 1.350 Quadratmeter.

Informationen zur Studie Inventurdifferenzen im Einzelhandel 2023 finden Sie auf der EHI-Website.

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Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2023"
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2022”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2021”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2020”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2019”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2018”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2017”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2016”